Die Progressiven melden sich erneut zu Wort, und diesmal halten sie sich nicht zurück. Am Samstag wird Rom zur Bühne einer Demonstration gegen die europäischen Aufrüstungspläne. An vorderster Front werden prominente Persönlichkeiten wie der Präsident der M5, Giuseppe Conte, und die Führer der Grünen und Linken Allianz, Nicola Fratoianni und Angelo Bonelli, auftreten. Die Abwesenheit von Elly Schlein, Sekretärin der PD, bleibt nicht unbemerkt: Die Partei wird mit einer reduzierten Delegation teilnehmen – ein Zeichen der Spaltung, das die internen Spannungen zu verschärfen droht.
Die Frage der Wiederbewaffnung, verbunden mit den Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten, heizt die Debatte an. Die progressiven Kräfte verurteilen Israels Angriff auf den Iran aufs Schärfste und vergessen Gaza nicht: „Wir können uns nicht abwenden“, wiederholen sie im Chor. Pier Luigi Bersani fasst die Position so zusammen: „Ich mag die Ayatollahs nicht, aber Krieg ist noch schlimmer. Weder Netanjahu noch Trump können uns erzählen, dass sie mit Bomben Frieden bringen.“ Eine klare Botschaft, die der M5: „Während die Welt dem Krieg zwischen Israel und dem Iran zusieht, geht das Gemetzel in Gaza weiter.“
Ein Protestmarsch mit über 430 Teilnehmern
Der Marsch am Samstag ist nicht nur eine Demonstration. Er ist das Ergebnis einer breiten Bewegung, die mehr als 430 soziale, gewerkschaftliche und politische Organisationen unter dem Aufruf der europäischen Kampagne „Stoppt die Wiederaufrüstung Europas“ vereint. Conte betont: „Dies ist nicht die Zeit, in Rüstung zu investieren, sondern den Menschen zu helfen, die in Not leben.“ Die PD hingegen erklärt Schleins Abwesenheit mit einer bereits bestehenden Verpflichtung, um weitere interne Kontroversen zu vermeiden.
Die partielle Teilnahme der PD ist ein Augenzwinkern gegenüber den Reformisten, die eine „radikale Revision“ des Aufrüstungsplans anstreben, ohne jedoch offen Partei zu ergreifen. Der Slogan der Kundgebung ist eindeutig: „Stoppt die Wiederaufrüstung Europas“. Die Demonstration ist Teil einer Mobilisierungswoche im Hinblick auf den NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag, bei dem über eine Erhöhung der Militärausgaben auf 5 Prozent des BIP diskutiert wird. „Eine Entscheidung, die den öffentlichen Haushalt militarisiert“, warnt Bonelli und unterstreicht den Ernst der Lage.
Das weite Feld bereitet sich auf den Pride vor
Im Gegensatz dazu bereitet sich das breite Feld darauf vor, beim Budapest Pride am 28. Juni seine Stimme zu erheben. Schlein und Carlo Calenda, Sekretär von Azione, werden dort sein. Auch die Grünen und Più Europa organisieren ihre Teilnahme. Schlein sagte: „Ich werde dort sein, wie viele Genossen der Sozialistischen Partei Europas. Man kann die Liebe nicht per Dekret auslöschen.“ Ein klarer Hinweis auf den Kampf um Bürgerrechte in einem Italien, das ihrer Meinung nach noch weit zurückliegt.
Das Klima ist angespannt, und die internen Spaltungen der progressiven Kräfte sind spürbar. Das Fehlen einer einheitlichen Position zur Wiederbewaffnung und die selektive Teilnahme an Demonstrationen werfen Fragen über die Zukunft der progressiven Front auf. Wie geht es nun weiter? Die Spannungen nehmen zu, und die Debatte ist noch lange nicht beendet.