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Die Entscheidung des Kassationsgerichts
Der Kassationsgerichtshof hat beschlossen, den Fall eines ehemaligen Gewerkschafters wiederaufzunehmen, dem sexueller Missbrauch einer Stewardess vorgeworfen wird, und es zu einem neuen Prozess zu kommen. Diese Entscheidung erfolgte, nachdem der Freispruch in der Berufung bestätigt worden war, was zu Kontroversen und Bedenken hinsichtlich der Gerechtigkeit in Fällen geschlechtsbezogener Gewalt geführt hatte. Die Richter der dritten Strafabteilung folgten dem Antrag des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Fulvio Baldi, hoben den Freispruch auf und verwiesen den Fall an das Berufungsgericht von Mailand.
Die Reaktionen des Opfers und der Verteidigung
Barbara D'Astolto, die in den Fall verwickelte ehemalige Stewardess, äußerte sich zufrieden mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs und erklärte, dass „es lange gedauert hat, bis Gerechtigkeit geschaffen wurde, aber es hat sich gelohnt“. Sie dankte ihrer Anwältin Teresa Manenti und allen Menschen, die sie auf ihrem Weg unterstützt haben. Der Anwalt des ehemaligen Gewerkschafters, Ivano Chiesa, nannte die Entscheidung hingegen „besorgniserregend“ und forderte, im Umgang zwischen Männern und Frauen künftig vorsichtiger vorzugehen.
Die Begründung des Obersten Gerichtshofs
Das Berufungsgericht hatte den Freispruch des Angeklagten zunächst damit begründet, dass für die Tatbestandsmäßigkeit der Gewaltanwendung kein ausreichendes Maß vorgelegen habe und dass das Verhalten des Gewerkschafters „keine mögliche Reaktion des Geschädigten verhindert“ habe. Der Kassationsgerichtshof hielt es jedoch für notwendig, den Fall erneut zu prüfen, und betonte, wie wichtig es sei, sicherzustellen, dass jeder Vorwurf sexueller Gewalt mit äußerster Ernsthaftigkeit und Sorgfalt behandelt werde.
Zeitgleich mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs fand vor dem Gericht ein Solidaritäts-Sit-in statt, der vom Verein Differenza Donna organisiert wurde. Die Demonstranten trugen Transparente mit klaren Botschaften gegen geschlechtsspezifische Gewalt und betonten, dass es „Gewalt ohne Zustimmung gibt“ und dass sie niemanden dulden würden, am Arbeitsplatz Gewalt anzuwenden. Dieses Ereignis unterstrich das wachsende Bewusstsein und die gesellschaftliche Mobilisierung gegen geschlechtsspezifische Gewalt und verdeutlichte die Notwendigkeit kultureller und rechtlicher Veränderungen.